Ein guter Rat von Dino
Es ist nun schon eine gewisse Zeit her, seitdem im Mai 2018 in der gesamten Europäischen Union das Gesetz zur Verarbeitung persönlicher Daten in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz lag den Institutionen so sehr am Herzen, daß während eines Kurses zu diesem Thema gesagt wurde, daß Großbritannien sogar den Brexit verzögert habe, nur um das europäische Gesetz zur „Datenschutzerklärung“ noch anwenden und behalten zu können. Laut dieser Verordnung können Firmen (sowohl große als auch kleine, angefangen von den enormen Gesellschaften, die uns mit Strom, Gas oder Internet versorgen, bis zum kleinsten Tante-Emma-Laden an der Ecke) Sie ohne Ihre ausdrückliche Erlaubnis nicht kontaktieren. Deshalb bekommen unsere Gäste über 18 Jahren während ihres Toskanaurlaubs in La Scuola di Furio ein Formular ausgehändigt, in dem sie uns die Erlaubnis erteilen, ihre Postanschrift, Telefonnummer oder ihren WhatsApp-Kontakt zu benutzen. Das bedeutet vor allem, daß La Scuola di Furio Sie nach dieser Regelung ohne Ihre ausdrückliche Erlaubnis nicht mehr kontaktieren kann, nachdem Sie sich verabschiedet und unser Gartentor passiert haben. Nicht einmal, wenn Sie einen Goldbarren in Ihrer Ferienunterkunft vergessen haben. Nicht einmal, wenn Sie das Lieblingskuscheltier Ihrer Kinder vergessen haben und diese nun herzzerreißend weinen. Ohne Ihre Erlaubnis ist unsere Beziehung am Ende Ihres Urlaubs in der Toskana vorbei und wir können Ihre Daten lediglich zur Ausstellung der elektronischen Rechnung benutzen. Wir haben in der Tat Gäste, die jedes zweite Jahr zu uns kommen und mir ausdrücklich gesagt haben: „Hör‘ mal, Tiziana, wir möchten dir unsere Zustimmung zur Datenverarbeitung nicht erteilen, aber mach‘ dir nichts draus, wir wissen schließlich, wo wir dich finden können und werden wiederkommen.“ Und tatsächlich machen sie erneut Urlaub in La Scuola di Furio! Ich finde dies zwar etwas komisch, kann diese Familien jedoch durchaus verstehen, da sie wahrscheinlich eine besondere Sensibilität zum Thema der Datenverarbeitung haben. Vielleicht bekommen sie bereits viel unerwünschte Sendungen zugeschickt. Wenn es eines gibt, das ich verstanden habe, dann die Tatsache, daß es bei Herzensangelegenheiten immer auf Beidseitigkeit ankommt und habe daher keinerlei Interesse daran, Sie zu verfolgen. Wenn Sie möchten bleiben wir „im Herzen“ in Kontakt und es ist in Ordnung. Gerade diesen Monat haben wir zwei Episoden zum Thema der Datenverarbeitung erlebt. Zu Weihnachten verschicken wir gerne kleine Geschenke. Manchmal handelt es sich nur um eine Weihnachtskarte und manchmal auch um ein etwas größeres Geschenk, wenn wir zum Beispiel unseren Stammgästen eine besondere Freude machen möchten und ihre Kinder praktisch über die Jahre haben aufwachsen sehen. Umringt von Päckchen und Paketen sagte mein Bruder neulich zu mir: „Tiziana, hast du denn vergessen, unseren treuen Gästen aus Belgien ein Weihnachtsgeschenk zu schicken? Du weißt schon, die nette Familie mit den drei Kindern, die immer so fröhlich sind?“ Daraufhin mußte ich ihm sagen, daß diese Familie, mit der wir seit Jahren in Briefkontakt standen, uns nie ihre Zustimmung erteilt hat (sie hätte eigentlich im Sommer 2020 zu uns kommen wollen, doch die aktuelle Pandemie hatte es unmöglich gemacht, die schulischen Verpflichtungen der Kinder und die des Vaters, eines Schulrektors, unter einen Hut zu bekommen. Daher haben sie ihre Buchung des Toskanaurlaubs auf Sommer 2021 verschoben). Wir hätten ihnen sehr gerne ein kleines Geschenk gesandt. Aber so... Die andere Geschichte betrifft eine deutsche Familie mit zwei Kindern. Es handelt sich um zwei kleine Jungen im Grundschulalter. Die Jungs waren von der ländlichen Gegend hier in der Toskana total begeistert und waren schon frühmorgens vor 8 Uhr draußen, um Eidechsen zu fangen! Sie interessierten sich für absolut alles und stürtzten sich sogar in die Rosmarinbüsche, aus denen sie etwas zerkratzt aber super glücklich wieder herauskamen! Sie haben mich sofort an die Söhne meiner lieben Freundin Simona erinnert. Emanuele und Matteo sind mittlerweile zwei stattliche junge Männer, die erwachsen sind. Aber als sie noch klein waren, ungefähr im Alter dieser beiden Jungen aus Deutschland, habe ich ihnen vor vielen Jahren ein Buch über Dinosaurier gekauft. Aus irgendwelchen Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, habe ich ihnen dieses Buch nie gegeben und heutzutage machen sich Emanuele und Matteo nicht mehr so viel aus Dinosauriern... Ich habe daher in meinem Schrank nachgeschaut und festgestellt, daß ich dieses Dinobuch immer noch habe. Obwohl es in italienischer Sprache ist, hat es dennoch sehr schöne Bilder und die wissenschaftlichen Namen von Dinosauriern sind ja schließlich auf der ganzen Welt dieselben. Ich sprach daher mit den Eltern und fragte sie, ob ich ihren Kindern dieses kleine Geschenk machen dürfe. Somit habe ich ihnen am Ende ihres Aufenthalts in der Toskana dieses kleine Abschiedsgeschenk für die Reise gemacht und sie haben sich riesig darüber gefreut. Nach mehreren Wochen kam dann die Zeit, an die Weihnachtsgeschenke für die Kinder meiner Freunde zu denken. Während ich einen Spielgrill für Lorenzo, den Sohn meiner Freundin Francesca, suchte, sah ich ein Memory-Spiel über Dinosaurier und dachte: „Mensch! Memory ist ein Spiel, das man in jedem Alter und in allen Ländern spielen kann! Ein T-Rex ist ein T-Rex sowohl in Italien als auch überall, auch in Deutschland! Es ist eine Kleinigkeit, leicht, von einer bekannten Marke und perfekt zum Verschicken. Ich kaufte es also und fuhr nach Hause, wo ich mir sagte: „Jetzt schicke ich es als Weihnachtsgeschenk diesen beiden Jungs.“ Dann fiel mir ein, daß ihre Eltern mir nie die Zustimmung zur Datenverarbeitung unterschrieben hatten und ich somit von Gesetzes wegen dieses Paket nicht verschicken darf. Da ich immer spontan handle (!!!), habe ich erst nachgeschaut, nachdem ich das Geschenk bereits mit tollem Weihnachtsgeschenkpapier und einer rote Schleife verpackt hatte. Und es war wirklich ein sehr hübsches Päckchen geworden! Der Ausruf „DAS IST TOLL!“ einer jungen Frau, die gerade an meinem Schreibtisch vorbei kam, bestätigte meine Meinung. Ein echtes Problem! Die Regeln brechen oder den Kindern eine Freude machen? Es ist wirklich sehr nett geworden und es tut mir sehr leid, es nicht abschicken zu können. Ich rief sogar meine deutsche Freundin Sabine an, um ihr diese „kulturelle“ Frage zu stellen: „Wie sensibel ist der Druchschnittsdeutsche, wenn es um die Verarbeitung persönlicher Daten geht? Kann ich das Gesetz brechen, um diese beiden Kinder glücklich zu machen?“ Ich schickte ihr sogar ein Video des Päckchens. Sie sagte mir genau das, was ich schon wußte: „Tiziana, als Mutter sage ich dir, du sollst es abschicken, weil es auf jeden Fall ein nettes Geschenk ist! Sehr nett sogar! Aber du weißt so gut wie ich, daß es gesetzeswidrig ist…“. Als ich noch hin und her überlegte, was ich machen soll, tat sich plötzlich der berühmte „dritte Weg“ auf. Dieser dritte Weg war eine Familie aus England. Diese Familie hatte im Januar 2020 ihren Toskanaurlaub bei La Scuola di Furio für August 2020 gebucht. Aufgrund der Coronapandemie mußten sie ihre Urlaubspläne ändern und sie waren eine der Familien, die mich um die Rückerstattung ihrer Anzahlung (die sie auch erhalten haben) gebeten hatten. Denn im Frühjahr 2020 haben wir uns gesagt: „Uns interessieren Stornierungsgebühren, Anzahlung usw. nicht. Wenn Sie möchten, zahlen wir Ihnen Ihre Anzahlungen zurück. Wir verstehen, daß es viel Unsicherheit im Moment gibt, auch in ökonomischer Hinsicht. Oder wir heben einfach Ihr Guthaben für eine zukünftige Buchung auf.“ Mit dieser Familie sind wir in engem und herzlichem Kontakt geblieben. Und sie haben an uns gedacht, als sie erneut ihren Urlaub in der Toskana gebucht haben. Als die Anfrage aus England kam und wir den Zeitraum für ihren Toskanaurlaub für 2021 festlegten, ging mir ein Licht auf. „Ich sehe gerade, daß Sie zwei Jungs im Grundschulalter haben... Eine Frage: Gefallen Ihren beiden Jungen vielleicht zufällig Dinosaurier?“ Die Engländerin erzählte mir, daß Ihre Söhne verrückt nach Dinosauriern seien und das Kinderzimmer voller prähistorischer Tiere sei. Nun, Sie wissen schon, was dann kam. Das Päckchen, das ich so liebevoll für die deutsche Familie vorbereitet hatte, ging ebenso liebevoll an die englische Familie! Hier ist die Dankes-E-Mail der englischen Familie Daher bitte ich Sie: „Erteilen Sie uns Ihre Zustimmung zur Verarbeitung Ihrer Daten! Wir schwören, daß wir sie an niemanden verkaufen werden. Wir versprechen Ihnen, daß wir Ihren Briefkasten nicht mit überflüssiger Post verstopfen werden, einfach aus dem Grund, weil ich keine Zeit habe, Ihnen viele Mails zu schreiben (normalerweise sende ich EINE pro Jahr)“ . Auch wenn es uns Spaß macht, unsere Gäste zu verwöhnen, kann ich nicht allen große Geschenke versprechen. Es könnte einfach nur sein, daß Sie ein weiteres kleines Geschenk unter dem Baum haben werden. Und, was meinen Sie? Werden Sie unterschreiben?