Eine lustige Schnitzeljagd durch Florenz – wer findet die meisten phantastischen Tiere?
Phantastiche Tiere in Florenz und wo sie zu finden sind Wer Kinder hat, kennt das bestimmt! Eine Sightseeingtour durch eine Kunststadt wie Florenz kann für Kinder manchmal ganz schön langweilig sein. Oft gibt es bei Besichtigungen ein einziges Gequengel und sie können gar nicht schnell genug wieder zurück auf den Spielplatz oder das Schwimmbad im Garten von La Scuola di Furio kommen. Vielleicht sollten Sie das Interesse Ihrer Kinder einmal mit einer lustigen Schnitzeljagd durch Florenz wecken. Nicht nur im Buch von J.K. Rowling gibt es phantastische Tierwesen, sondern auch im wunderbaren Florenz. Und wir sagen Ihnen, wo sie zu finden sind. Eine lustige Schnitzeljagd durch Florenz – wer findet die meisten phantastischen Tiere? Kinder, in Florenz gibt es seltsame Tiere! Manche sind sogar sehr seltsam und manche sind eher gewöhnlich, haben aber eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Fragt einfach Tiziana, wo die Tiere zu finden sind und sie wird euch von den phantastischen florentinischen Tierwesen berichten. Auf geht’s zur Schnitzeljagd! Ein kleines Hündchen, das seinem jungen Besitzer viel Glück gebracht hat In Florenz gibt es einen kleinen Hund, an dem jeden Tag tausende von Menschen vorbei gehen. Aber nur wenige bemerken ihn. Der Grund hierfür ist vielleicht, weil er von ganz vielen wunderschönen Gebäuden umgeben ist. Wir befinden uns auf dem Domplatz. Diesen Platz erkennt ihr sofort an der wunderschönen schwarz-weißen Kirche mit der großen runden Kuppel, die man in Florenz überall und vor allem auf jeder Postkarte und jedem Foto sieht. Genau neben der Kirche steht der „Glockenturm von Giotto“. Der Turm hat diesen Namen, weil ein Mann namens Giotto seinen Bauplan gezeichnet hat. Die Legende erzählt, daß der kleine Junge Giotto vor sehr vielen Jahren (während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts), wie viele Bauernkinder zu jener Zeit, als Hirtenjunge arbeiten mußte. Er lebte in der Gegend Mugello in einem Dorf, das heute zur Gemeinde Vicchio gehört. Eines Tages wurde sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Als er eines Tages mit den Schafen und seinem Hund auf der Weide war, fand er ein kleines Stück abgekühlter Kohle, mit dem er den Kopf eines seiner Schafe auf einen Stein zeichnete. Dann geschah es, daß der berühmte florentinische Maler Cimabue zufällig vorbeikam und die Zeichnung sah. Er war sofort von dem großen Talent des Jungen beeindruckt. Gaetano Sabatelli - Cimabue e Giotto (1846) – Firenze, Galleria d’Arte Moderna Zu jener Zeit war es normal, daß Kinder arbeiteten und schon in sehr frühem Alter ihre Familie verlassen mußten, um in der Werkstatt eines Handwerkers in die Lehre zu gehen. Cimabue beschloss kurzerhand, daß er ihn bei sich als Lehrling aufnehmen wollte. Giotto verließ also seine Familie in Vicchio und zog nach Florenz. Seinen kleinen Hund nahm er mit, damit er ihm Gesellschaft leisten konnte. Die Jahre vergingen und aus dem kleinen Jungen Giotto wurde ein berühmter Künstler, dessen Werke auch heute noch viele Menschen begeistern. Nach sehr vielen Jahren (als Giotto bereits mehr als sechzig Jahre alt war und ihn sein kleiner Hund seit langem schon verlassen hatte) scheint es, daß er ein kleines persönliches Detail einfügen wollte, das sicherlich in seinem großen Werk nur wenig Aufmerksamkeit erfuhr, um an seinen kleinen Freund aus Kindertagen zu erinnern, an dem er sehr gehangen hatte. Unter dem ersten Kranzsims des Glockenturms kann man eine Marmorfliese sehen, die einen Hirten mit seinen Schafen und seinem kleinen Hund darstellt. Gefunden? Richtig! Diese Fliese erinnert tatsächlich an das Leben, das Giotto als kleiner Junge geführt hatte und an sein Hündchen, das ihm ein treuer Gefährte war. Ein Adler, der an einer ungewöhnlichen Stelle thront Wir sind in San Miniato. Nicht dem Ort bei Fucecchio, sondern in San Miniato a Monte in Florenz. Von hier aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf Florenz (Piazzale Michelangelo) und auch die Kirche selbst, weiß mit schwarzen Streifen, ist von großer Schönheit! Normalerweise erkennt man eine Kirche sofort daran, daß auf ihrem Dach ein Kreuz emporragt oder ein anderes religiöses Symbol. Hier jedoch findet man hoch oben an der Fassade kein einziges der klassischen Symbole des christlichen Glaubens, sondern einen goldenen Kupferadler. Was macht denn ein Adler dort oben? Und was hat er in den Klauen? Ein Paket? Wie seltsam, nicht wahr? Ja, das ist in der Tat seltsam, aber es gibt eine Geschichte dahinter! Vor sehr vielen Jahren, also vor mehr als 700 Jahren (Ende des 13. Jahrhunderts) gab es in Florenz viele Edelleute, Kirchenmänner und Leute aus dem einfachen Volk. Unter dem einfachen Volk gab es verschiedene Berufsgruppen. Manche waren Metzger, Fischer oder Tavernenwirte, andere waren ausgezeichnete Handwerker, die wunderbaren Schmuck aus Gold schmiedeten und wieder andere waren Richter, Apotheker, Zimmermänner oder Bäcker. Diese Herren waren oft sehr wohlhabend, manche von ihnen waren sogar richtig reich, manchmal sogar reicher als die Adligen. Sie erkannten, daß man in der Gemeinschaft stärker ist, als allein und gründeten deshalb sogenannte Handwerkergilden und Zünfte. Anfangs bekamen sieben Gilden die Bezeichnung „Arti Maggiori“ (höhere Künste), die als edle Tätigkeiten eingestuft wurden. Eine der wichtigsten unter ihnen war die Gilde der Calimala (die Gilde der Stoffveredler und –händler). Calimala ist eine Straße, die auch heute noch so heißt und im Zentrum liegt. Es ist die Straße, die von der Ponte Vecchio in Richtung Dom führt. Der erste Abschnitt heißt Via Por Santa Maria und dann Calimala. Man sagt nur Calimala, nicht via Calimala, weil das Wort Straße (via) bereits im originalen Namen „Calle Maia“, oder Hauptstraße, enthalten ist. Sie war bereits zur Römerzeit die Hauptstraße, die sogenannte Cardo Maximus, wo sich die Händler von ausländischem Tuch konzentrierten. Jede dieser Zünfte und Gilden hatte ein Symbol, ein Markenzeichen, wie wir heute sagen würden. Das Symbol der Stoffveredlergilde war ein Adler, der ein „Torsello“, also einen Stoffballen in den Klauen hält. Diese Zünfte wurden immer wichtiger in Florenz und hatten auch ein enormes Vermögen. Heute würden wir sie als „Sponsor“ bezeichnen (was aus dem Lateinischen und nicht aus dem Englischen stammt und zuerst „Bürge“ und später „Pate“ (Taufpate) bedeutete). Sie gaben Geld für den Bau und die Erhaltung vieler der Gebäude, die wir auch heute noch sehen können. Nun gut, die Stoffhändlergilde verwaltete die Basilika von San Miniato und das sie umgebene Land, das damals noch außerhalb der Stadt lag. Deshalb konnten sie den Klerus davon überzeugen, ihr eigenes Symbol, den Adler, an Stelle des Kreuzes auf der Kirche anzubringen. Eine Sponsorisierung, die somit bis zum heutigen Tage reicht! Die Bienen, die keiner zählen kann Wir befinden uns auf der Piazza Santissima Annunziata in der Nähe des Museums „Galleria dell’Accademia“. Auf diesem Platz gab es früher das „Istituto degli Innocenti oder „Spedale degli Innocenti“, eine Art Waisenhaus, das Waisen und verlassene Kinder aufnahm und aufzog, oder arme Kinder, deren Familien sie nicht versorgen konnten. ( Wer Näheres über dieses Institut wissen möchte, kann das „Museum degl’Innocenti“ besichtigen). An der Ecke zur Via della Colonna steht das Archäologische Nationalmuseum von Florenz, das viele interessante Ausstellungsstücke besitzt, aber einen etwas „veralteten“ Stil hat. Ich finde, es könnte etwas besser gepflegt werden. Reiterdenkmal von Ferdinand I. auf der „Piazza Santissima Annunziata“, Entwurf Giambologna und ausgeführt durch Pietro Tacca In der Mitte der Piazza Santissima Annunziata steht die bronzene Reiterstatue des Großherzogs Ferdinand I de‘Medici, die vom Künstler Giambologna und seinem Schüler Pietro Tacca gemacht wurde. Auf dem Sockel des Standbildes sind zwei Bronzeschriftrollen angebracht. Die interessantere der beiden ist diejenige, die sich gegenüber der Basilika befindet. Sie stellt eine Bienenkönigin dar (Ferdinando I), die von einem Bienenschwar (den fleißigen florentinischen Bürgern) in verschobenen, konzentrischen Kreisen umgeben ist. Der Bienenschwarm wurde auf eine bestimmte Weise dargestellt, daß es sehr schwierig ist, sie genau zu zählen, ohne sich zu verheddern. Wird es dir gelingen? Sagen wir mal, wer die genaue Zahl herausfindet, bekommt ein Eis? (Lösung: Es sind genau 91 Bienen. Ob da wohl die Bienenkönigin Ferdinand I mitgezählt wurde, oder nicht?). Eins, zwei, drei. vier... Nicht zu einfach... Ein gezähmtes Wildschwein „In der Stadt Florenz (...) befindet sich ein kunstreich und sorgfältig gearbeitetes Bronzeschwein. Ein frisches, klares Wässerlein rieselt aus dem Maul des Tieres, das vor Alter ganz schwarzgrün aussieht. Nur der Rüssel glänzt, als ob er blankpoliert sei, und das ist er auch, denn die vielen hundert Kinder und Lazzaroni fassen ihn mit ihren Händen an und setzen ihren Mund an sein Maul, um zu trinken.“ Mit ungefähr diesen Worten hat der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen den Wildschwein-Brunnen („Fontana del Porcellino“) beschrieben. Dies bedeutet also, daß die Florentiner bereits zu seiner Zeit die Schnauze dieses Tieres gerieben haben, das vom bissigen und gefürchteten Wildschwein zum „Schweinchen“ (porcellino) heruntergestuft worden war. Der Brunnen (was vielen Menschen gar nicht gleich auffällt, aber da Wasser aus seinem Mund fließt, handelt es sich tatsächlich um einen Brunnen) befindet sich heutzutage an der Seite der Loggia del Mercato Nuovo. Diese befindet sich nur einen Steinwurf von der Calimala entfernt, was keineswegs ein Zufalll ist, da hier die Gilde der Tuchveredler und –händler Calimala, (ja genau, die mit dem Adler von San Miniato) ihren Handel trieb. Die Statue des Wildschweins, die wir hier sehen, ist eine bronzene Kopie des Originals aus Marmor, das wir in der Galleria degli Uffizi besichtigen können. Sie stammt von Pietro Tacca, den wir bereits von den Bienen unter Ferdinand I kennen. Ich will ja niemanden enttäuschen, aber auch die Statue, die wir heute sehen, ist nur eine Kopie! Seit 2004 befindet sich die „echte“ Bronzestatue des Wildschwein-Brunnens im Museum Stefano Bardini! Aber, ob nun Original oder Kopie, wieso wurde seine Schnauze immer angefaßt? Nun, eben aus dem Grund, daß es sich um einen wahren Brunnen handelt und es somit seine allergrößte Aufgabe ist, wertvolles Trinkwasser zu spenden. Um trinken zu können, muß man sich auf der Schnauze abstützen und wenn Bronze oft berührt wird, oxidiert es nicht, sondern glänzt golden! Heutzutage ist das „Schweinchen“ das Ziel unzähliger Touristen und Abergläubischen aus aller Welt. Der Legende nach bringt ein Geldstück, das an seiner Schnauze entlanggleitet und in das darunterliegende Gitter fällt, Glück und Wohlstand. Man sagt, ein „schweres“ Geldstück ist eine größere Garantie dafür, daß es auch wirklich in das Gitter fällt… Ein Löwe, der in den Arno pinkelt Ihr werdet feststellen, daß es in Florenz vor Löwen nur so wimmelt. Sollen wir einmal versuchen, sie zu zählen? Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen, da es in Florenz manchmal sogar nur Einzelteile des Tieres zu finden gibt. Achtet mal darauf: Die Straßenlaternen der Uferstraßen entlang des Arno (Lungarni) haben Löwenpfoten als Füße! Aber warum ist der Löwe in Florenz so beliebt? Der Löwe ist seit sehr langer Zeit der Wächter von Florenz. Es gibt auch eine „Löwenstraße“ (Via dei Leoni), die von der Rückseite des Palazzo Vecchio zur Piazza San Firenze führt. Der berühmteste Löwe von Florenz ist der „Marzocco“ von Donatello, der das Wappen von Florenz (eine rote Lilie auf weißem Grund) zwischen seinen Pfoten hält. Heutzutage kann man eine Kopie davon auf der Piazza della Signoria, genau vor dem Palazzo Vecchio sehen. Links davon und gar nicht weit weg steht Neptun (dessen Original im Bargello-Museum zu besichtigen ist). Es gibt zwei weitere Löwen, die ihm ganz in der Nähe Gesellschaft leisten. Sie sind kleiner und befinden sich über dem Eingang zum Palazzo Vecchio, von wo aus sie den Eingang des heutigen Rathauses von Florenz überwachen. Und dann, immer noch auf demselben Palazzo, finden wir auch den pinkelnden Löwen! Wir machen einen Schritt zurück und versuchen, den goldenen Löwen auszumachen, der am höchsten von allen steht, über dem Turm des Arnolfo. Seht ihr ihn? Das ist er, der glänzende Löwe, der, auf den Hinterbeinen stehend, Florenz von oben beherrscht! Es handelt sich um eine Wetterfahne, die sich im Wind dreht! Nun, ein florentinisches Sprichwort besagt, daß „wenn der Löwe in den Arno pinkelt, Regen kommt“, d.h. wenn der Wind die Wetterfahne so dreht, daß der Bauch (und etwas anderes…) des Löwen in Richtung Uffizien und somit in Richtung Arno zeigt, Regenwetter vorausgesagt wird! Zwei weitere, gut sichtbare Löwen, die sich immer noch auf der Piazza della Signoria befinden, begrüßen die Besucher am Eingang der Loggia dei Lanzi. Alle diese Löwen haben ihren Ursprung in einem Vorfall aus dem Jahre 1280, als die florentinischen Bürger beschlossen, einen Löwen in einem Käfig auf der Piazza San Giovanni (in der Nähe des Battistero) einzusperren, um die Unabhängigkeit der Stadt zu fordern. Der Raubkatze gelang es, zu fliehen und sie versetzte die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Das Entsetzen fand seinen Höhepunkt, als der Löwe ein Kind packte! Plötzlich wurde er jedoch ganz zahm und an Stelle das Kind zu zerfleischen, brachte er es zurück zu seiner Mutter und ließ sich ins Käfig zurückbringen. Seit jenem Tag ist der Löwe der Hüter der Stadt Florenz und war auch für die Familie Medici von großer Bedeutung. Ein Lamm mit Fahne (und Heiligenschein!) Vor sehr vielen Jahren (also genauer gesagt im 13. Jahrhundert) gab es in Florenz einen lebhaften Handel. Aber es wurden nicht nur Waren gekauft und verkauft, sondern man verarbeitete auch zum Beispiel rohe Wolle in Wolltuch, Gold in wertvolle Schmuckstücke usw. Die Händler waren nicht von Adel, aber sie hatten sehr viel Geld zur Verfügung. Um stärker zu werden und mehr Einfluß zu bekommen (auch wenn die Wollhändlergilde bereits sehr verbreitet war und ungefähr ein Drittel der damaligen florentinischen Arbeiter beschäftigte), gründete jeder Handelssektor eine Zunft, eine Art Club, in den nur diejenigen eintreten konnten, die diesen bestimmten Beruf ausübten. Die ersten waren die Geldverleiher und Bankiers (Arte del Cambio), danach kamen die „Richter und Notare“ und die Wollhändler. Dann kamen die Stoffveredler und –händler (oder Calimala, die ihre Geschäfte in dieser Straße hatten), die Angehörigen der Seidenweberzunft, die Ärzte- und Apothekerzunft, und die Gerber- und Pelzhändlerzunft. So wie der Adler das Symbol der Calimalazunft war, so entschied sich die Wollhändlerzunft für das Lamm. Ihr Hauptsitz war der Palazzo dell’Arte della Lana, im Wohnturm der Familie Compiobbesi, genau gegenüber der Kirche Orsanmichele, unter der Hausnummer 1 in… (ratet mal!) der Via dell’Arte della Lana (der Wollstraße)! Man kann den Wohnturm, der zu den besterhaltensten mittelalterlichen Wohntürme Florenz‘ gehört, heute noch sehen. Wenn wir also in Florenz auf unserem Weg durch die Altstadt oder auf so manchem Kunstwerk das Symbol des Lamms mit der Standarte und dem Heiligenschein sehen, sollten wir uns an die Verbindung mit diesen fleißigen Handwerkern erinnern. Ein Löwen-Ziegen-Schlangenwesen – eine Chimäre! Im Italienischen benutzen wir das Wort „chimera“, um eine irrwitzige Idee, ein Hirngespinst auszudrücken. Wenn meine Freunde sagen: „Tiziana hat die „chimera“ beim Eurovision Song Contest zu singen“, dann meinen sie damit, daß ich keine gute Sängerin bin und dort keine Chance habe! In der griechischen und römischen Mythologie ist eine Chimäre ein feuerspeiendes Ungeheuer, das Körperteile von verschiedenen Tieren hat. Welche Körperteile das sind, ist bei jedem Erzähler unterschiedlich. In Florenz gibt es das gewöhnlicherweise wenig besuchte Archäologische Nationalmuseum, wo die sogenannte „Chimäre von Arezzo“ ausgestellt wird. Es handelt sich um eine etruskische Bronzestatue, die fast 80 cm hoch ist. Sie hat einen Löwenkopf und –körper, der in agressiver Stellung mit offenem Maul und gespreizten Klauen, mit einem zusätzlichen Ziegenkopf auf dem Rücken und einer Schlange als Schwanz dargestellt wurde. Um die Dramatik des Moments noch zu verstärken, ist die Schlange gerade dabei, anzugreifen indem sie in eines der Ziegenhörner beißt. Der Sage nach befand sich der griechische Held Bellerophon aus Korinth in einer verzwickten Lage. Eines Tages wird ihm aufgetragen, das Unmögliche zu schaffen und das Monster Chimäre, das Angst und Schrecken verbreitet, zu töten. Dank eines Traumes und der Hilfe des geflügelten Pferdes Pegasus, gelingt es Bellerophon, seinen Auftrag auszuführen. Mit einem metallenem Schwert reitet er auf Pegasus und versucht, die Chimäre anzugreifen. Diese spuckt Feuer in seine Richtung, das Feuer läßt das Schwert schmelzen, das geschmolzene Metall fließt in das Maul der Chimäre, die daraufhin durch Ersticken stirbt. Ein häßliches Insekt Nach jahrzehntelangen Restaurierungsarbeiten von Seiten des Opificio delle Pietre Dure (Institut für Restaurierung) werden seit Dezember 2019 die drei wunderschönen Bronzeportale des Baptisteriums von Florenz in ihrem ganzen Glanz im Paradiessaal des Dommuseums (Museo dell’Opera del Duomo) ausgestellt. Erst jetzt, nach dieser sehr akuraten Restaurierung, wurden Details und Szenen auf den Quadraten sichtbar, die vorher verborgen waren. Sie sind eine wahre Pracht und bereichern das bereits interessante Dommuseum enorm. Wenn Sie jedoch nicht mit den Kindern in ein Museum gehen wollen, weil dies immer auch Schlangestehen und den Kauf von Eintrittskarten bedeutet... Sie können sie sich auch im Freien ansehen: Die Türen des Baptisteriums sind zwar nur Kopien, aber man kann sie sich bequem und kostenlos ansehen. Die verschiedenen Quadrate stellen Szenen aus dem Evangelium und dem Leben Jesu dar. Sie werden eingerahmt von Efeuranken und Früchten und sind gesprenkelt von Insekten, Vögel, Reptilien und Säugetieren. Damals wollte man sich so auch vor Unheil schützen. Sie stellen „das Böse“ dar (Insekten und Schädlinge konnten ganze Ernten zerstören!) und sollten es fernhalten. Es wird behauptet, daß alle diese Tierfiguren durch den Abdruck von echten Körpern der Insekten, Meeresfrüchten, Amphibien und Reptilien (Brrr) gemacht wurden. Unter den verschiedenen Tieren sieht man fliegende Hirsche, die von den Florentinern in „fliegende Teufel“ umgetauft wurden, Wanderheuschrecken und Holzbienen (keine Honigbienen sondern solche, die Holz aushöhlen, um ihre Nester darin zu machen). Schafft ihr es, die „fliegenden Teufel“ zu entdecken? (kleines Indiz: Das Nordportal!) Das Pferdewunder Viele dieser Geschichten sind sehr alt und ihre Schauplätze liegen ziemlich nah beieinander, da sie sich innerhalb der antiken römischen Stadtmauern und somit im Stadtzentrum befanden. Damals lag die Gegend von Santa Maria Novella zum Beispiel noch richtig „auf dem Land“. Die Geschichte, die von einem Pferd handelt, trug sich in Orsanmichele zu, einem Ort, der diesen seltsamen Namen einem Mann namens Michele und einem Pferd verdankt! Dieses eigentümliche Gebäude war früher zuerst die Kornkammer der Stadt Florenz und wurde danach zu einer Kirche, der Kirche der Zünfte und Gilden von Florenz. Vor sehr langer Zeit lebte in Florenz ein bestimmter Michele. Er war ein gutherziger junger Mann, der seine Zeit zwischen der Arbeit (er unterhielt zusammen mit seinem Vater ein Kornlager und lieferte es mit seinen Pferden aus) und seinen guten Taten aufteilte. Jeden Tag sammelte er das Korn bei den Bürgern ein und brachte es zu den Mühlen, die sich am Ufer des Arno befanden (noch heute befindet sich eine davon ungefähr fünf Kilometer vom Zentrum von Florenz entfernt in der Via Villamagna und beherbergt jetzt ein Luxushotel). Abends kehrte er in die Stadt zurück und lieferte das Mehl ab. Nach Feierabend widmete er sich der Barmherzigkeit und kümmerte sich durch wohltätige Arbeit um die Bedürftigen von Florenz. Er wurde von allen Leuten sehr geliebt und geschätzt. So sehr, daß er von den Bewohnern der Sestiere di Porta Santa Maria (die heutige Straße Por Santa Maria) „San Michele“ (Heiliger Michael) gerufen wurde und seine Felder und Gemüsegärten wurden deshalb die „orti di San Michele“ (Gärten des Heiligen Michael) genannt. Eines Tages verstarb Michele ganz plötzlich und hinterließ seine Familie und die Bürger seines Stadtviertels bestürzt zurück. Sein Vater träumte des öfteren von ihm und Michele bat ihn im Traum jedes Mal um die gleiche Sache: „Baue eine Kapelle auf unseren Gemüsegarten“. In der Zwischenzeit geschah etwas Seltsames bei ihm zuhause…. Es ist bekannt, daß es harte Arbeit ist, Pferde zu versorgen, sie zu striegeln und ihnen zu fressen zu geben, doch als die Stallknechte morgens in den Stall kamen, sahen sie, daß die ganze Arbeit bereits erledigt war. Und Michele erschien seinem Vater auch weiterhin jede Nacht im Traum mit der gleichen Bitte, doch dieser zögerte, sie zu erfüllen. Dann geschah es eines Tages, daß ein Pferd lahmte und ein Hufschmied gerufen wurde, um es neu zu beschlagen. Als der Hufschmied sich dem Pferd näherte, um ihm das alte Eisen abzunehmen, fiel ihm plötzlich der ganze Huf in die Hand, aber seltsamerweise ganz ohne Schmerzen oder Blut. Da machte das Pferd plötzlich einen Satz und der Huf war wieder an seinem Bein und es konnte wieder ganz normal laufen. Alle Anwesenden waren vollkommen verblüfft und sie begriffen, daß sie einem Wunder des „Heiligen Michaels“ beigewohnt hatten. Dieses Ereignis war der Auslöser, damit Micheles Vater die Entscheidung traf, eine kleine Kapelle bauen zu lassen, die zuerst unter dem Namen „San Michele in Orto“ (St. Michael im Garten), dann als „Orti di San Michele“ bekannt war und heutzutage „Orsanmichele“ heißt. An der Außenseite von Orsanmichele stehen Nischen mit 14 Statuen, die die Schutzheiligen der Zünfte und Gilden von Florenz darstellen. Orsanmichele befindet sich gänzlich im Straßenblock Via dei Calzaiuoli, Via dell‘Arte della Lana, Via dei Lamberti und Via Orsanmichele. Sucht einmal die Statue des Sant’Egidio (Zunft der Hufschmiede). Die Originale aller Statuen stehen im Museum von Orsanmichele bis auf die Statue des Heiligen Lucas von Giambologna und des Heiligen Georgs von Donatello, die sich beide im Museo del Bargello befinden. Die Kopie des San’Egidio steht in der Via Arte della Lana (Straße der Wollzunft), an der Ecke zu Via Lamberti. Was seht ihr wohl unter Sant’Egidio? Das Pferdewunder befindet sich an der Ecke der Straßen Via dell‘Arte della Lana und Via dei Lamberti